Artikel zum Pedibus in Freiburg
Freiburg | 02.11.2015
In der Stadt gibt es keine Patrouilleure mehr
Die Schuldirektion der Stadt Freiburg hat nicht genügend Eltern gefunden, die den Patrouilleurdienst in den Quartieren Beaumont-Vignettaz und Jura übernehmen. Nun müssen sich die Schulkinder meist ohne Verkehrslotsen den Weg über die viel befahrenen Strassen suchen.
Die Ferien sind vorbei, heute beginnt im Kanton Freiburg wieder die Schule. An drei Fussgängerstreifen in den Freiburger Quartieren Beaumont-Vignettaz und Jura wird heute und in den nächsten Tagen die städtische Ortspolizei vermehrt präsent sein und die Kinder sicher über die Strasse geleiten. Danach werden sie aber grösstenteils auf sich allein gestellt sein.
Bisher hatten an den drei betreffenden Fussgängerstreifen bei der Beaumont-Kreuzung, am Ende der St.-Jakob-Strasse und auf der General-Guisan-Allee jeweils Schülerpatrouilleure den Verkehr geregelt. Aus verschiedenen Gründen–so etwa, weil manche Leute die Zeichen der Patrouilleure nicht respektierten und wegen dem Mehrverkehr im Juraquartier–hatte die Kantonspolizei den Dienst der Kinder nur noch bis zu den Herbstferien bewilligt (die FN berichteten).
Auf den Aufruf der Schuldirektion an die Eltern, sich als Patrouilleure zu melden, sind nur zwei Antworten eingegangen. «Das sind zu wenige», sagt der stellvertretende Schuldirektor Nicolas Raemy den FN. Um den Verkehr lotsen zu können, brauche es mindestens zwei Personen. Da die beiden Freiwilligen nicht aus dem gleichen Quartier sind, falle die Möglichkeit eines gemeinsamen Dienstes weg. Auch Tandems mit Erwachsenen und Kindern habe die Kantonspolizei nicht als sinnvoll erachtet. Dies, weil Erwachsene und Kinder–anders als etwa in kleinen Dörfern–sich oft nicht kennen. Zudem würde es für den Dienst weniger Kinder brauchen, so dass die Schulen einigen absagen müssten.
Auf die Hilfe der beiden Freiwilligen will die Stadt aber nicht verzichten. «Wir hoffen, dass sie so oft wie möglich als eine Art Coach über die Strasse helfen werden», sagt Nicolas Raemy. Auch lege die Schuldirektion weiterhin grossen Wert auf die Besuche der Polizei zur Verkehrserziehung, weitere Massnahmen hat sie zurzeit nicht parat. Jedoch sei es auch an den Eltern, mit den Kindern das richtige Verhalten im Strassenverkehr zu üben. «Der Schulweg liegt nämlich in der Verantwortung der Eltern.»
Pedibus ist nötig
Den aktuellen Fall der Stadt Freiburg kenne er nicht genau, sagt Markus Cotting von der Beratungsstelle für Unfallverhütung BFU. Dennoch findet er: «Jetzt sind sowohl Eltern wie Gemeinde gefordert.» Denn die Gemeinde sei für sichere Schulwege verantwortlich, und um den Kleinsten das richtige Verhalten im Strassenverkehr beizubringen, brauche es einen Begleitdienst der Eltern, wie etwa einen Pedibus. «Es ist schliesslich ein Sammelsurium von verschiedenen Massnahmen, damit Schulkinder den Schulweg sicher zurücklegen können.»
Es sei nicht an ihm, zu urteilen, ob die Stadt nun Massnahmen ergreifen müsse, sagt Jean-Marc Rotzetter, Verantwortlicher für Verkehrserziehung, den FN. «Die Stadt hat genügend fachkundige Leute, um Lösungen zu finden, falls dies nötig ist.» Unabhängig davon sei es für die Kleineren aber sinnvoll, wenn sie mit dem Pedibus zur Schule gingen. So lernten sie gleich auf dem Schulweg, sich richtig zu verhalten. «Denn wenn sie zum Fussballtraining gehen, müssen sie die Strasse auch alleine überqueren können.»
Mit den Begleitmassnahmen zur Poyabrücke im Juraquartier, welche die Stadt noch dieses Jahr vorstellen will, werde sich die Situation an der General-Guisan-Allee verbessern, sagt Gemeinderat Thierry Steiert auf Anfrage–auch wenn die Massnahmen nicht direkt mit der Schule zu tun hätten. Keine Änderungen sind zurzeit im Quartier Vignettaz-Beaumont vorgesehen.
Patrouilleure: Ein Viertel ist aus Freiburg
I n 13 Kantonen böten die Patrouilleure eine wichtige Hilfe, damit auch die kleinsten Kinder das Schulhaus sicher erreichen können, sagt Markus Cotting von der Beratungsstelle für Unfallverhütung BFU. Die Gesamtzahl der Patrouilleure und insbesondere die Zahl der Schülerpatrouilleure sei aber seit Jahren rückläufig. Waren 1992 noch 7432 Schülerpatrouilleure bei der BFU gemeldet, belief sich diese Zahl 2014 nur mehr auf 3744 Kinder. Gestiegen ist einzig die Zahl der Erwachsenen: Übten 1992 nur 1854 Erwachsene den Dienst aus, waren es 2014 bereits 2825. «Der Einsatz von Patrouilleren war seit jeher eher als kurz- und mittelfristige Massnahme gedacht.» Langfristig seien technische Massnahmen wie Tempo-30-Zonen besser. Und mittlerweile seien vielerorts um die Schulhäuser Tempo-30-Zonen eingerichtet worden. Ob der Rückgang auch damit zusammenhängt, dass die kantonalen Polizeien verschiedenenorts aus Sicherheitsgründen die Bewilligung verweigert haben, konnte Cotting nicht sagen.
Etwas besonders ist die Situation im Kanton Freiburg: 1732 Patrouilleure gab es 2014, 1224 Kinder und 508 Erwachsene. Diese Zahlen seien seit einigen Jahren stabil, sagt Jean-Marc Rotzetter, Verantwortlicher für Verkehrserziehung, den FN. Die Freiburger Patrouilleure machen über einen Viertel der Gesamtzahl aus. Warum dies so ist, ist nicht bekannt. rb